Was Sie unbedingt wissen sollten
Es gibt vier verschiedene Möglichkeiten, aus welcher Perspektive Sie ihr Buch schreiben können:
1.) Ich- Erzählperspektive
2.) Auktoriale Erzählperspektive
3.) Personale Erzählperspektive
4.) Neutrale Erzählperspektive
Hier bekommen Sie einen kleinen Überblick,der Ihnen helfen soll, die richtige Perspektive für Ihr Buch zu finden:
1.)Bei der Ich- Perspektive sitzt der Erzähler praktisch im Kopf der Figur. Er denkt ihre Gedanken und sieht mit ihren Augen. Diese Erzählperspektive eignet sich gut, um Gefühle und Gedanken zu zeigen.
Beispiel:
Ich spürte, wie sich seine Hände über meinen Augen schlossen, und er mich von hinten sanft an seinen Körper drückte. Der Geruch, der von ihm ausging, war so wunderbar vertraut, dass ich am liebstem vor Freude aufgeschrieen hätte. Verliebt sein war so etwas Schönes…
Allerdings kriegt der Leser alles, was geschieht nur so mit, wie es auch Ihre Figur sieht und empfindet. Er wird nur mit der Meinung der einen Figur konfrontiert. Es ist also eine nur sehr eingeschränkte und subjektive Möglichkeit, etwas zu beschreiben, vorhanden.
2.) Die Auktoriale Erzählperspektive wird auch gerne als „Allwissender Erzähler“ bezeichnet, da der Er-/ Sie- Erzähler einfach alles über das Geschehen und die Personen weiß. Oft greift er mit Kommentaren, Vorausdeutungen und Ansprachen an die Leser in die Geschichte ein.
Beispiel:
Die vier Freunde standen auf der weiten Ebene und sahen sich neugierig um. Keiner von ihnen ahnte etwas von der Gefahr, die über ihnen schwebte, seit sie den Platz betreten hatten. Doch, sie würden noch früh genug davon erfahren…
Der Leser hat praktisch einen Überblick über das ganze Geschehen. Er bekommt sogar (wie im obigen Beispiel) Informationen über das Geschehen, von denen die Protagonisten noch nichts ahnen. Das macht das ganze oft sehr spannend. Man fiebert als Leser mit, weil man als einziger weiß, was für einer Gefahr den Figuren bevorsteht. Wenn es Ihnen gut gelungen ist, hat der Leser solch ein gutes Verhältnis zu den Figuren bekommen, dass er am liebsten warnend rufen würde: „Vorsicht! Lauf weg! Gleich tappst du in eine Falle!“ Für solche Situationen ist die auktoriale Erzählperspektive hervorragend zu empfehlen.
Auch hier handelt es sich um eine subjektive Erzählform, allerdings nicht aus der Sicht einer Ihrer Figuren, sondernd der eines „über dem Geschehen schwebenden“ Erzählers. Aber Vorsicht! Bei diesem Erzähler handelt es sich nicht um den Autoren!
3.)Die Personale Erzählperspektive ist sozusagen eine Mischung aus den beiden anderen: Sie wird wie auch die auktionale aus der Er-/Sie- Form erzählt, allerdings lässt der Erzähler den Leser einschließlich an den Gefühlen und der Sichtweise einer einzigen Figur teilnehmen.
Bsp:
Mara öffnete vorsichtig die Tür. Mit klopfendem Herzen lugte sie in das dunkle Zimmer. Angst kroch in ihren Hals empor, und sie musste sich krampfhaft an dem Türgriff festhalten, um nicht umzukippen.
Wie Sie sehen, wird auch hier ein guter Einblick auf die Optik einer individuellen Figur gegeben. Man kriegt nur das mit, was auch dieser Figur eröffnet wird.
4.)Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei dieser Erzählperspektive um eine durch und durch neutrale Sorte. Der Erzähler zieht sich komplett aus der Figurenwelt zurück, und beschreibt objektiv, was geschieht.
Beispiel:
Die Zwillinge kletterten auf der großen Eiche im Garten ihrer Großeltern. Die Sonne schien und keine Wolke bedeckte den strahlendblauen Himmel. Im Garten der Großeltern wucherten Blumen in allen Farben, es gab hier alles von Sonnenblumen bis Tulpen.
„Was für ein toller Sommertag!“, rief Ben seinem Zwillingsbruder fröhlich zu.
Lesen Sie ein Buch, das aus dieser Perspektive geschrieben ist, so werden Sie merken, dass es in den meisten Fällen einen hohen Anteil an szenischen Darstellungen gibt. Urteile, Wertungen oder Kommentare von Seiten des Erzählers kommen nicht vor.
Oft spricht man auch von einem „erzähllosen Erzähler“.
Und wie entscheide ich mich nun für die passende Erzählperspektive meines Buches?
Jetzt, wo sie alle vier Erzählperspektiven kenengelernt haben, geht es natürliche darum, die richtige für Sie zu finden. Dabei ist es wichtig, dass Sie sich für eine der vier entscheiden, und sie nicht alle kunterbunt vermischen. Das sorgt nur für Verwirrungen und Stolpern beim Lesen.
Die Frage, aus welcher Sicht das Geschehen beschrieben werden soll, stellt sich vermutlich nach dem Entstehen Ihrer Ideen, an der Stelle, an der Sie sagen: „So, jetzt weiß ich, was passieren soll. Jetzt fange ich mit dem Schreiben an.“
Und ich kann Ihnen sagen, es mag vielleicht unwichtig klingen, wie das Geschehen dem Leser präsentiert wird, aber das ist es ganz und gar nicht. Im Gegenteil- dies kann der entscheidende Grund dafür sein, dass ihr Buch ein Erfolg wird.
Wenn SIe nicht schlüssig werden, stellen Sie sich folgende Fragen:
- Möchte ich die Gedanken und Gefühle meiner Figur dem Leser so nah wie möglich bringen, oder ist das eher ein Nachteil?
- Möchte ich, dass die Geschichte aus der individuellen Sicht meiner Figur erzählt wird (was Auswirkungen darauf hat, wie der Leser sie mitbekommt)?
- Möchte ich meine Texte mit Kommentaren sprenkeln und Wertungen eines außenstehenden Erzählers einbauen?
- Oder sollen die Szenen neutral und objektiv beschrieben werden, damit der Leser sich einen eigenen Eindurck bilden kann?
Viel Glück!